Mit jedem Höhenmeter lässt man Sorgen und Problemchen weiter zurück und schaltet auf Genuss. Bild: pixabay

Bergauf im doppelten Sinn

Regelmässiges Wandern ist gesund und macht glücklich. Über das Wandern gibt es sowieso nur Positives zu sagen, stellt Eva Holz in ihrem dreiteiligen Bericht fest. (Teil 1 zum Thema «Wandern macht glücklich»)

Von Eva Holz

Vor einigen Jahren wurde Wandern in unserem Freundeskreis wieder zum Thema. Seither unternehmen wir ein bis zweimal jährlich in der gleichen kleinen Gruppe eine Tages- oder Zweitagestour. Da gehören Schwitzen und auch mal Meckern dazu, ebenso die allerköstlichste einfache Verpflegung aus dem Rucksack samt Gipfelwein, ganz zu schweigen von den Gesprächen und dem Gelächter, den Naturbeobachtungen sowie mitunter dem stillen Voranschreiten im Gänsemarsch und am Abend natürlich dem Stolz über das Erreichte. Ähnliche Erfahrungen macht übrigens auch Heidy Steffen, die in Teil 2 über ihre Wanderpassion erzählt.

Zu veritablen Wandergurus haben wir uns zwar nicht entwickelt, aber es erfüllt uns mit Freude, dass unsere erwachsenen Kinder ein klitzekleines Wander-Gen mitbekommen haben und sich dann und wann ebenfalls in die Berge aufmachen.

Grosse Wanderlust in der Schweiz
«Wanderer sind die glücklicheren Menschen»: So steht es klipp und klar auf der Online-Plattform «Bergwelten» unter der Rubrik Philosophie. Es kommt noch besser. Ein Ausflug in die Berge wirke wie ein hochpotentes Antidepressivum. Mit jedem Höhenmeter entfliehe man ein Stück weit seinem Alltag und lasse Sorgen und Problemchen im Tal zurück. Zudem sei es medizinisch erwiesen, dass Bewegung an der frischen Luft auf das Gehirn wirke. Der Psychiater Markus Fischl von der Landesnervenklinik Linz sagt im Bericht gar: «Wandern wäre unbezahlbar, wenn man es als Medikament verkaufen würde.»

Nicht nur das Herz-Kreislauf-System wird beim Wandern gestärkt, sondern der ganze Körper intensiv durchblutet, die Muskulatur gekräftigt und Gelenke, Bänder und Sehnen werden besser mit sauerstoffhaltigem Blut versorgt. Zudem harmonisiert Wandern den Blutdruck und beugt Übergewicht und Diabetes vor. Eine Studie der Universität Pittsburgh ergab ausserdem, dass regelmässiges Wandern das Risiko von altersbedingtem Gedächtnisverlust um 50 Prozent minimiert und nebenbei auch noch die Konzentrationsfähigkeit erhöht. Konkret: Personen, die unmittelbar nach dem Wandern einen Konzentrationstest absolvierten, schnitten deutlich besser ab als jene, die nur einen Stadtbummel unternommen oder sich auf dem Sofa ausgeruht hatten. Wenn das nicht den letzten Couch-Potato aus der Reserve lockt!

Die Schweiz kann sich nicht über mangelnde Wanderlust ihrer Bevölkerung beklagen. Im Durchschnitt unternehmen unsere Wanderfreudigen im Land 15 Touren pro Jahr, wobei eine Wanderung im Mittel zirka drei Stunden dauert. Anders gesagt: Die Schweizer Bevölkerung wandert im Alter ab 15 Jahren hochgerechnet knapp 60 Millionen Tage oder 200 Millionen Stunden pro Jahr.

Geboten sind Vorsicht und Verantwortung
Auch die Plattform «Seniorenportal Schweiz» betont: «Sich draussen zu bewegen, tut gut und ist gesund – ganz egal, in welchem Alter. Aber einfach mit Rucksack und etwas Proviant bewaffnet raus in die Natur?» Nein. Der begeisterte Wanderer Peter Frings verriet gegenüber der Altersplattform provita: «Mit 66 Jahren habe ich angefangen, seitdem ich in Rente bin. Ich war überall wandern. In Deutschland, Österreich und bevorzugt in der Schweiz.» Doch er habe gesehen, welche Fehler viele Anfänger beim Wandern machten.

Ein wichtiger Rat des Rentners Frings: «Damit Wandern und Bergsteigen auch in Zukunft Spass machen, sollte man die Natur sauber halten und Abfälle mit ins Tal nehmen. Immer daran denken, dass die Tier- und Pflanzenwelt von uns Menschen geschont werden muss.»

Es ist nie zu spät, mit Wandern anzufangen. Für alle Leistungsstufen gibt es die passenden Touren und Routen, siehe Interview mit Mark Lötscher von Pro Senectute in Teil 3. Im doppelten Sinne wahr also: Es geht bergauf, wenn man wandert.


Wers geruhsamer mag

In den Bergen zu wandern und Gipfel zu erklimmen, ist nicht jedermanns Sache. Auch Spaziergänge in und um Luzern haben positive Effekte für Körper und Geist. Die Stadt Luzern hat entsprechende Broschüren mit Vorschlägen publiziert, die online zum Download bereitstehen und im Stadthaus sowie bei den städtischen Quartierbüros und bei Vicino Luzern bezogen werden können.


Teil 2: «Unglaublich beglückend»

Teil 3: «Es tut gut, gemeinsam etwas zu erleben»

20. Mai 2023 – eva.holz@luzern60plus.ch

Dieser Bericht ist auch im Magazin «active & live» erschienen.